Die Entstehung unserer Gebirgszüge in ihren vielgestalteten Formen und mit ihrem Reichtum an Naturschätzen wird erst durch die modernen Methoden der geologischen Forschungen einem breiteren Publikum zugänglich.
Den Besuchern des Ennstales - wie auch manchen Einheimischen - gilt es, einerseits die unterschiedliche Entstehungsgeschichte der Tauernkette und andererseits des Kalkgebirgszuges mit dem dominierenden Dachstein bewusst zu machen. Dazu gehört auch das Wissen, dass der Mineralreichtum der Tauerngebirge Ergebnis tektonischer und chemophysikalischer Vorgänge in erdgeschichtlicher Frühzeit ist.
Die Entdeckung dieser Naturschätze in den Tauernbergen Salzburgs und der Steiermark darf man in den letzten beiden vorchristlichen Jahrtausenden vermuten, als keltische Stämme ("Alaunen", "Taurisker") auf großräumigen Wanderungen Europa durchquerten. Ihnen folgten mehr und mehr romanisierte Germanen; in den Jahrhunderten nach der Völkerwanderung waren in unseren Tälern vor allem slawische Stämme sesshaft geworden, denen schließlich unsere endgültigen fränkisch-bajuwarischen Stammväter folgten.
Und jede Siedlerschaft arbeitete auf den Leistungen und Erkenntnissen ihrer Vorgänger weiter. Diesen Weg durfte auch die Erkundung und Ausbeutung der Erzlagerstätten in den Schladminger Tauern genommen haben.
Zu der Zeit, aus der uns die ersten schriftlichen Nachrichten über die Existenz Schladmings erreichen, waren vermutlich die vorhandenen Erzabbaue Anreiz genug für bleibende Ansiedlung und auf Zukunft gerichtete wirtschaftliche und soziale Strukturen. Die ab dem 13. Jahrhundert häufiger werdenden Aufzeichnungen zeigen uns, dass der Ort Schladming zu dieser Zeit bereits Verwaltungssitz, industrieller Vorort und Infrastruktur der Abbautätigkeit in den Tauern geworden war.
Der Abbau von Silber-, Kupfer- und Bleierzen war damals sicherlich Garant großen Reichtums und wirtschaftlichen Einflusses. Auch die direkten Nachrichten über das Bergbaugeschehen (Besitzverhältnisse, Arbeitsweisen, Rechtsvorschriften, usw. ) lassen erkennen, dass zwischen 1300 und 1500 die Blütezeit des Schladminger Bergbaues zu verzeichnen war.
Äußere Anlässe haben diese Zeit der Hochkonjunktur unsanft und dramatisch beendet. Durch das Geschehen des Bauernkrieges kam auch die Abbautätigkeit zum Erliegen; nach oberflächlicher Beruhigung der politischen Turbulenzen wurde zwar der Bergbau wieder aufgenommen, ließ sich aber nicht mehr zur ehemaligen Blüte führen. Die Lagerstätten waren zum Teil erschöpft, die Absatzbedingungen vom Weltmarkt begannen sich zu ändern, nach der Entdeckung und Erschließung Amerikas kamen viele Rohstoffe in großen Mengen und wesentlich billiger auf den Markt.
Im 18. und 19. Jahrhundert wird der Schladminger Bergbau von den bereits vorhandenen, aber nicht beherrschten Metallen Nickel und Kobalt geprägt. Kobalt wird in dieser Zeit zum begehrten Grundstoff in der Farbenindustrie; Nickel hingegen ermöglicht als Legierungsmetall die Erzeugung von Neusilber (Alpakka). Damit wird vor allem im 19. Jahrhundert unter Johann Rudolf Ritter von Gersdorff und Rudolf Flechner von Schladming aus eine schwunghafte neuzeitliche Geschirr- und Besteckindustrie ins Leben gerufen.
Am Ende des 19. Jahrhunderts führen versiegende Lagestätten, geänderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen und wohl auch die eine oder andere unternehmerische Fehlentscheidung zur Einstellung der Bergbautätigkeit und folglich auch der Finalindustrien.
Dass Schladming und seine Bewohner in dieser Zeit vor einer tiefgehenden, wirtschaftlichen Depression bewahrt blieben, ist der parallelen Entwicklung und Umgestaltung des Gemeinwesens in Richtung Fremdenverkehr zu danken.
Unabhängig von der alten Tradition der Erzabbaue in den Schladminger Tauern wurden an der Nordseite des Tales (Schlepfleiten, Ramsau-Vorberg) Braunkohlevorkommen entdeckt, deren Abbau in den Zeiten um die beiden Weltkriege wohl eher wirtschafts- und sozialpolitisches Notprogramm darstellte.
Im Museum versuchen wir, mit geologischen, mineralogischen und Materialien zur bergmännischen Arbeits- und Erlebniswelt dieses wichtige Kapitel der Schladminger Sozial- und Wirtschaftsgeschichte darzustellen.