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Die Sage vom Stierschinden
Stierschinden

Aus alter Zeit wird erzählt, dass die Silberbaue am Giglach im Schladminger Obertale reichen Bergsegen brachten. Die so zu Glück und Ansehen gekommenen Bergknappen aber begannen, stolz und übermütig zu werden und zechten, prassten und trieben allerlei Unfug.

Eines Tages kamen sie auf diesen vermessenen Einfall: Sie entwendeten von einer nahen Almweide einen Stier. Diesem zogen sie bei lebendigem Leib die Haut ab, wickelten sie ihm um die Hörner und trieben das leidende Tier talauswärts. Aber bereits beim Glockenhäusl brach der gequälte Stier tot zusammen.

Bald darauf zeichnete sich die Strafe für diese Freveltat ab. Ein Knappe hörte aus dem Ruf eines Vogels folgende Warnung: "Giglach, mach's Loch zua, die Knappen treibent Übermuat! " Er gab diese Warnung an die Übeltäter weiter. Doch sie verlachten ihn nur und trieben ihren Spott mit ihm.

Als die Rotte wieder einmal in der Grube beim Kartenspiel saß, hörte derselbe Knappe den Bach rauschen und warnte die Gruppe abermals. Er aber erntete wieder nur Spott und Gelächter.

Gleich darauf brach der Bach mit einem gewaltigen Wasserschwall in die Grube ein, und sie ertranken alle. Nur der Knappe, der die Übrigen gewarnt hatte, vermochte sich zu retten.

Mit einem Schlage waren 300 Frauen zu Witwen geworden und mitsamt ihren Kindern in Not und Elend gestürzt.